Bergtour 2022

Bergtour 2022

Frühmorgens traf sich unsere kleine, aber enthusiastische Wandergruppe zum Auftakt der diesjährigen Bergtour: der Zugfahrt über Zürich, Andermatt, nach Realp. In geselliger Runde stimmten wir uns auf die grosse Aufgabe ein, die noch vor uns stand. Nicht ahnend, an welche Grenzen unsere Körper noch kommen würden. Die Zugfahrt selbst gab jedoch schon einiges zu bestaunen, wie das Chileli von Wassen und die Teufelsbrücke. Für Zucker war auch dieses Jahr wieder gesorgt, dank Andrea’s alljährlichen Süssigkeitensäckli. In Realp angekommen galt es zuerst einen letzten Kaffee mit Nussgipfel zu geniessen, bevor es dann hiess: die Wanderung kann beginnen!

Unsere diesjährige Bergtour liesse sich einer Symphonie in 5 Sätzen beschreiben:

  1. Ouvertüre

Mit viel Energie und Enthusiasmus beginnt unser Stück mit fröhlichen und erquickenden Klängen. Das Stück erzählt mit Freude von unserem Weg aus dem Dorf Realp hinaus, weg von Golfplätzen und Kaffeehäusern, hinaus in die Natur und Bergwelt. Die rollenden Klänge der Reuss zu unserer Linken, die witzigen Schlangenlinien des Furkapasses zu unserer Rechten und der stetige Anstieg des Weges bilden das Thema zu Beginn. So zieht uns die Melodie stetig hinauf bis zum ersten Anklang von Kuhglocken in der Ferne. Die frohe Melodie verstummt mehr und mehr und lässt Platz für die Weite und Majestät der Alpenwelt, die sich vor uns auftut. Bäume werden stetig seltener und auch das Gestrüpp neben unserem Weg wird immer weniger dicht. Die Kuhglocken werden immer wie präsenter, bis wir direkt in einer Kuhherde stehen. Die Kühe gilt es zu streicheln oder in anderen Fällen zu meiden. Von der klaren Strasse geht es nun ab auf den ersten Trampelpfad und die Melodie wird holpriger, unterbrochen von einer Kuh, die ihren Platz mitten auf dem Pfad einnehmen musste. Jedoch schwellt immer mehr die Fanfare an, welche das Ende unseres ersten Satzes ankündigt: das Mittagessen!

  1. Lento

Dieser Satz ist geprägt von langsamen und schwerfälligen Melodien. Mit vollem Bauch geht es langsam wieder voran, der stetige Anstieg zieht sich hin, das Wetter ist trist, da der Nebel über uns gekommen ist, die Landschaft ist karg, weder Busch noch Baum, nur Wiesen und Gestein, von den majestätischen Berggipfeln ist keine Spur zu sehen und das Ziel nicht in Sicht. Und doch zieht es unsere Gruppe stetig voran, entlang der Wittenwasserenreuss, die immer wieder Mal in imposanten Wasserfällen über das Gestein rauscht, und vorbei an weiteren Kuhherden, die jedoch wieder eher in der Ferne bleiben. Das Stück öffnet sich gegen Ende jedoch hoffnungsvolleren Klängen, da sich die Wolken öffnen und wir uns dem Ziel dieser Etappe nähern: dem Oberen Sattel.

  1. Furioso

Kampf, Schmerz und Verzweiflung prägen diesen Satz. Vom Oberen Sattel geht es nämlich nicht mehr über eine Strasse oder einen angenehmen Trampelpfad weiter, sondern über Felsen, Gestein und Geröll. Auch wenn wir bisher schon einen imposanten Anstieg hinter uns hatten, so lag nun noch einmal dieselbe Höhe vor uns in einem kürzeren Weg. Steil ist der Weg hinauf zu unserem letzten Halt des Tages, der Rotondohütte. Die Berggipfel sind rund um uns und scheinbar greifbar nahe, doch schauen sie höhnisch auf uns hinab, als hätten wir noch ihre Prüfung zu meistern. Von nun an hiess es auch nur noch: jeder in seinem Tempo. So zog sich der Weg hinauf zu den Gipfeln. Der Schein trügte uns immer wieder, wenn man ein Ende der Qual hinter einem Felsvorsprung ersinnte, jedoch führte der Weg meist nur bis zum nächsten Felsvorsprung. Doch dann sah man sie zum ersten Mal, die Hütte, welche ein Ende versprach, zuerst weit über uns, doch bei jedem weiteren Blick ein Stück näher. Die Hoffnung kehrte immer wieder, doch wich sie gleich wieder dem Schmerz der Glieder. Aber dann kam der erste Jubelschrei, das erste Mitglied der Gruppe hat die Prüfung gemeistert! Und so nimmt das Ende dieses energiezehrenden Satzes einen majestätischen und stolzen Charakter ein. Schlussendlich haben es alle zur Hütte geschafft und konnten nun mit Stolz das Resultat ihrer Mühen bestaunen: Gletscherzungen unter uns, Berggipfel rund um uns herum und den Blick hinunter auf das Tal, aus dem wir hinaufgestiegen sind.

  1. Scherzo

Witz und Freude beherrschen diesen Satz. Die muntere Geselligkeit in der Rotondohütte und die Freude an der bewältigten Aufgabe zeichnen den Beginn des Stücks. So zieht sich auch dieses Gefühl durch die Nacht hindurch und in den Start unserer nächsten Etappe am Morgen. Nicht nur die Gemüter sind lustiger Natur, auch unser Weg hinab ist voller Schabernack. So marschieren wir zuerst entlang eines Berggrats hinüber auf ein Geröllfeld. Jeder Schritt ist genau zu setzen, denn nicht jeder Stein ist so stabil, wie er es zuerst scheint. Vom Feld aus Gestein ging es dann hinunter auf eine Alp Wiese, wo wir uns einige Male darüber beraten mussten, wo nun der Weg eigentlich sein soll, da von der bisher übermässigen Kennzeichnung des Wanderwegs plötzlich keine Spur mehr zu finden war. Und dennoch konnte unsere gute Laune nichts trüben, denn das Schlimmste war hinter uns, der Abstieg angenehm und die Sonne lachte den ganzen Tag mit uns mit. So endet dieser Satz auch wieder in gemütlicher Runde beim Mittagessen auf einem Felsvorsprung mit Aussicht auf den Furkapass und das Tal, von dem wir am Vortag kamen.

  1. Finale

Das Finale erinnert stark an unsere Ouvertüre: wir kehren zurück auf die Strasse vom Vortag, die nahen Kuhherden kehren zurück, die Wittenwasserenreuss rauscht neben uns ins Tal. Die Themen, welche in der Ouvertüre hinzukamen, kehren zurück, jedoch in umgekehrter Reihenfolge. So führt uns unser Weg zurück am Furkapass vorbei, zurück zu Golfplätzen und Kaffeehäusern, Bäumen und Sträuchern. Jedoch ist diesem Satz ein Charakter inne, welche in der Ouvertüre noch fehlten: der Stolz über den überstandenen Weg und die Freude, welche mit dieser Erfahrung einher gehen. So endet unser Stück mit grossen Klängen und lässt uns zurück mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Ein grosser Dank gilt den Komponisten unserer Bergtour-Symphonie Kari Gruber und Dave Peck. Es war eine einmalige Erfahrung und wir sind gespannt auf die Kompositionen, die noch folgen werden.